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Theater Nikola Landshut e.V.

Buehne Landshut

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Der zerbrochene Krug

Korrupter Richter steht vor Scherbenhaufen

 Das Theater Nikola feiert Premiere mit „Der zerbrochne Krug"

Eine solide Klassikerinszenierung, die dem Sprachwitz und dem Spiel mit Doppeldcutigkeiten der Stückvorlage gerecht wird, haben am Samstagabend die Besucher des vollbesetzten Pfarrzentrums St. Nikola erlebt. Das Theater St. Nikola brachte Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochne Krug" auf die Bühne. Dabei erwacht Dorfrichter Adam (Richard Marx) mit sichtbaren Blessuren. Die Wunde am Kopf will er sich am Ofenrohr geschlagen haben. Just an diesem Tag erscheint Gerichtsrat Walter (Bernd Stindt) zur Inspektion der Justiz im kleinen Dorf Huisum.
Zu richten gilt es die augenscheinliche Lappalie eines zerbrochenen Krugs. Die Klägerin, Witwe Marthe Rull (Angela Jackermeier), beschuldigt Eves Verlobten Ruprecht (Alexander Hell), der sich nachts mit einem vermeintlichen Konkurrenten in Eves Kammer geprügelt hat. Ruprechts Widersacher konnte unerkannt aus dem Fenster fliehen, nachdem Ruprecht ihn zweimal mit der Türklinke auf den Schädel getroffen hat. Eve (Theresa Trompke) weigert sich, den Namen des Unbekannten preiszugeben.

Landshuter Zeitung

 In Scherben liegt nun nicht nur der zerbrochene Krug, sondern auch Eves guter Ruf. Ausgerechnet Adam muss mit blutverschmiertem Kahlkopf die Verhandlung führen, denn seine Richter-Perücke ist unauffindbar. Eve ist bitter enttäuscht von Ruprecht, der sie öffentlich eine Hetze (Hure) schimpft. Alexander Hell unterstreicht mit seinem Temperament Ruprechts aufbrausenden Zorn und ungestüme Eifersucht. Teresa Trompke gibt eine anfangs von Marthe verschüchterte Eve, die aber zu lauten Tönen findet und sich vom duckmäuserischen Töchterchen zur Frau emanzipiert.

Richter Adam setzt alles daran, Ruprecht der Tat zu überführen,aber dann taucht Frau Brigitte (Sonja Trompke) mit Adams Perücke auf, die sie ausgerechnet im Spalier unter Eves Fenster gefunden hat. Sie bringt auch noch den Teufel ins Spiel und die Spuren des satanischen Klumpfußes führen geradewegs in den Gerichtssaal. Langsam erhellen sich Tathergang und Bühnenlicht. Regisseurin Gaby Butz stellt nicht nur die zentrale Figur des Dorfrichters Adam, der Richard Marx eine glänzende verschrobenheit verleiht, in den Mittelpunkt, sondern verhilft ihren Darstellern zu einer großartigen Ensembleleistung. Schreiber Licht (Martin Heisl) wird seinem Namen gerecht und lässt sich keinen Moment vom Dorfrichter hinters Licht führen. Mit tückisch ironischem Unterton begleitet Martin Heisl Richter Adams Lügengeschichten und dient ihm mit sichtbarer Schadenfreude noch als Stichwortgeber.

Fußballatmosphäre

Angela Jackermeier als Marthe und Bernd Stindt als gestrenger Gerichtsrat bestechen durch ihr souveränes Spiel und lassen vergessen, dass hier keine Profis auf der Bühne stehen. Georg Lackermeier füllt als Ruprechts Vater seine kleine Sprechrolle mit viel Präsenz auf der Anklagebank und bringt zusammen mit Ruprecht fast schon Fußballatmosphäre in den Gerichtssaal. Es ist ein Vergnügen mit anzusehen, wie die Kläger und Angeklagten genüsslich ihre Brotzeit auspacken, während Dorfrichter Adam dem Gerichtsrat Walter neben dem guten Wein noch eine neue Lügengeschichte auftischt. Das Lustspiel von Kleist hat dem Premierenpublikum am Samstag Lust auf viele weitere Jahre Theater Nikola gemacht.
   
 Von Martina Hippauf