Kritik "Spectaculum Bavariae"

Kategorie: Kritik

Landshuter Zeitung vom 20. April 2015

 

Gott ist ein Bayer

 

"Spectaculum Bavariae" des Theaters Nikola mit Texten der "Bayerischen Weltgeschichte"

 

Geahnt haben es viele schon lange: Gott ist Bayer. Den Beweis lieferte am Freitagabend das "Spectaculum Bavariae". Bei ausverkauftem Haus zeigten die Laienschauspieler des Theater Nikola die "Baierische Weltgschicht". Musikalische Unterstützung gab es von "Streichkaas". Mit der Inszenierung wagte sich die Theatergruppe auf Neuland. In Tracht auf der Bühne stehend, den Text in Händen, wurde die Entstehungsgeschichte vorgetragen. Die Rechnung ging auf. Nach anfänglichern Skepsis
ließ sich das Publikum mitreißen.
Er sei selbst schuld am Sündenfall, erklärte Gott. Schließlich hätte er nicht beide Geschlechter erschaffen müssen. Auch wisse er nicht, weshalb es bis heute "dort drunten" Probleme mit der Gleichberechtigung gäbe. Im Himmel mache man sich darum keine Gedanken. Mit "Quotenengel" Gabriele habe er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie sei nicht nur Frau, sondern "aa a Preiß".
Aber zurück zur Weltgeschichte. Das mit dem Licht und der Erde sei allen bekannt. Doch der Bayernschlamm fand ganz besondere Verwendung: für die Wiesen zum Fußballspielen und die Wälder für die Maibäume. Naja, den Regen gab es als Dreingabe für die Schirmverkäufer. Aus dem Lehm der Grieserwiese entstand Adam. Allerdings habe der den ganzen langen Tag nur Blödsinn gemacht im Paradies. Um diesem Umstand Abhilfe zu schaffen, entschied sich Gott, ihm eine Gefährtin zu geben. Die Folge war der Sündenfall.
Dann aber wandte sich die Geschichte zum Guten: Nach der Landung am Nockherberg hatte Noah einen göttlichen Brau-Traum. Er setzte diesen um und brachte der Welt das "Probier". Die dazugehörige Weißwurst lieferte Isaaks Sohn Jakob mit seinem Kalb.
Mit der Angst zu tun bekam es Gott beim Turmbau zu Babel. Immer weiter näherte sich ihm das Bauwerk. In seiner Verzweiflung gab er den Erbauern unterschiedliche Sprachen. Keine perfekte Entscheidung. Es folgten Missverständnisse und Kriege. Es muss doch wieder eine gemeinsame Sprache geben! Erzengel Gabriele übt deshalb schon mal fleißig Bairisch.
Eigentlich wäre die Geschichte damit erzählt. Doch nach größtem Applaus, höchstem Gejohle und Aufspringen von den Sitzen gab es noch eine himmlische Anekdote. Der Neue, ein gewisser Aloisius, bringt Unruhe in den Wolkenstaat. Gott erkennt sofort: Ein Landshuter! Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Gott schickt ihn in geheimer Mission mit einer Nachricht nach Landshut. Auf dem Weg macht er kurz Rast. Nur auf ein Bier. Dort, so Gott, sitzt er noch immer - und der Stadtrat wartet bis heute auf die göttliche Eingebung.

cr

 

 

Kritik LZ