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Theater Nikola Landshut e.V.

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Holzers Peepshow

Landshuter Zeitung

Familienleben durchs Fenster

Die Komödie „Holzers Peepshow" hatte im Theater Nikola Premiere 

In einer Idylle zu leben, in die andere während des Urlaubs drängen, kann anstrengend sein. Jedenfalls, wenn man diese Idylle trotzdem dramatisieren und inszenieren muss. In einer Welt, in der mehr und mehr automatisch funktioniert und Menschen immer weniger gefragt sind, kann das passieren. Das zeigte das Stück „Holzers Peepshow", das am Samstag im Theater Nikola Premiere hatte.

„Ich bin Bauer, und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich sagen soll, wenn mich einer fragt." Jetzt, das ist die Zeit nach der Automatisierung des Skilifts, den Vater Hans bislang im Winter neben dem Bauernhof betrieben hat. Die Zeit, in der die Touristen zwar weiter in die Berge strömen, die Familie Holzer aber nichts mehr davon hat - nur das Leben auf dem Lande, in frischer Luft und wilder Natur und eben irgendwie ursprünglich, das diese Touristen so schätzen.

In Markus Köbelis Komödie macht die Familie ebendas in ihrer Not zu Geld: Gegen Münzeinwurf öffnet sich der Vorhang am Fenster, und die Fremden können einen Blick in die Bauernstube werfen. Vater, Mutter, zwei Kinder und der greise Großvater sind dann zu sehen.

Gaby Butz hat sich für ihre erste Regiearbeit ein unterhaltsames Stück ausgesucht und klug besetzt. Ausnehmend gut kam beim Publikum der Großvater an, den Rainer Weiher hervorragend spielte (Er hielt die Rolle auch während der Umbaupausen durch). Der Opa, der zum Bild der Großfamilie, das Touristen haben, gehört, der in Wahrheit aber nur da ist, ohne dass ihm größere Aufmerksamkeit gewidmet würde. Er wird im Zuge der Selbstinszenierung zur Requisite.

Allerdings geht es den übrigen Familienmitgliedern ähnlich. Die Darstellung für die Fensterschau wird immer professioneller, mit Kostümen, dann mit einem auswendig gelernten Text - schließlich mit einer Heidi-Szene, die nur noch Gesten zum Dialog vom Band benötigt. Für den Zuschauer bieten sich in jeder Steigerung ungemein heitere Szenen.

Dass von der Familiengemeinschaft immer weniger bleibt, zeigt das Theater Nikola aber auch - wobei selbst das Scheitern komischeZüge hat. Die Kinder (Alexander Hell und Sabine Stindt) haben das Landleben schon lange satt, und eine Touristenattraktion zu sein, erfüllt sie auf Dauer auch nicht. Die Eltern (Josef Reindl und Sonja Trompke) werden sich der Entfremdung voneinander durch die Stilisierung erst richtig bewusst. Weil ihnen sonst, im wahren eigenen Leben, nichts bleibt.

Das Ensemble inszeniert mit „Holzers Peepshow" einen unterhaltsamen Abend, und für Gaby Butz war das hoffentlich nicht die letzte Regie. Das gesamte Ensemble füllte seine Rollen wunderbar aus. Und der Zuschauer wird in einem Bogen beinahe wieder zum scheinbar idyllischen Anfang zurückgeführt: Wenn der Vater wieder sagen kann, dass er Bauer ist. 

Von Katrin Filier 


 Wochenblatt

Peepshow-Einblicke in eine „heile Welt"

Am Samstag hatte „Holzers Peepshow' am Theater Nikola seine Premiere

Der Vorhang geht auf, und der Zuschauer findet sich in einer gut bäuerlichen Wohnstube wieder. Für einen langjährigen Besucher des Theaters Nikola ist dies ein ungewöhnlicher Anblick, der eher ah einen lustigen Bauernschwank als an typische Nikola-Produktionen erinnert.
Im Stil eines lustigen Dreiakters beginnt dann auch die Geschichte um die Bauernfamilie Holzer. Deren Landwirtschaft ist unrentabel geworden, und durch die Automatisierung der Schilifte verliert der Vater (Josef Reindl) zudem seinen Nebenverdienst. Als mögliche Einnahmequelle macht Sohn Hans (Alexander Hell) schnell die Scharen von Touristen aus, die die Bergwelt erstürmen auf der Suche nach frischer Luft und dem wahren, unverfälschten Leben auf dem Land. Und genau das wollen die Holzers ihnen bieten - und richten eine Peepshow ein. Bei Münzeinwurf öffnet sich der Vorhang zur Wohnstube und gibt den Leuten aus der Stadt Einblick in das Leben „wie es ist, wenn es noch so ist, wie es ist".
Schon bald aber beginnt die idyllische Fassade zu bröckeln. Die „heile Familie" hat sich wenig zu sagen. Die Mutter (Sonja Trompke) flüchtet in die Welt der Magazine und Zeitschriften, die Tochter (Sabine Stindt) in Tagträume und philosophische Gedankenspiele, während sich der Vater vor dem Fernseher verschanzt.
Hat das eigene Leben nichts zu bieten, müssen eben gespielte Dialoge und Szenen herhalten. Jeder bekommt eine Rolle zu spielen, selbst der senile Großvater (Rainer Weiher)
Doch kann auch das den Zusammenbruch der heilen Fassaden nicht aufhalten...
Das Lachen bleibt dem Zuschauer im Laufe des Stückes immer mehr im Halse stecken. Der vermeintliche Bauernschwank wandelt sich zu einer tragischen und absurden Farce. Wäre dem nicht so, würde das Stück von Markus Köbelis seicht-humoristisch dahinplätschern. So aber ist alles geboten: Humor und Witz ebenso wie Nachdenklich-Erschreckendes.
Gabi Butz hat für ihr Regiedebüt ein vielschichtiges und interessantes Stück gewählt, das wohl ein breites Publikum ansprechen wird. Die Rollen hat sie passend besetzt, und den durchgängig auf der Bühne agierenden Schauspielern gelingt eine wirklich überzeugende Darstellung ihrer Charaktere, die zeigen, „wie es ist, wenn es ist, wie es ist".

Monika Hoffmann 


Aktuell 

Wenn die Welt sich ändert

Köbelis „Holzers Peepshow" als neuer Hit des Theater Nikola

Einfach amüsant dieser Theaterabend! Unter der Leitung von Gabi Butz, die zum ersten Mal Regie führt, gelingt eine unterhaltsame Produktion von Köbelis „Holzers Peepshow".
Die Geschichte ist simpel. Eine Almbauerfamilie möchte teilhaben am neuen Fortschritt, nicht nur Pinkelstation sein. Auf Knopfdruck können Touristen, gegen Bezahlung versteht sich, in die gute Stube blicken, heile Welt miterleben, die so heil nicht ist. Zu eingefahren hat sich der Alltag in der Mehrgenerationenfamilie. Spitze Dialoge lassen Frustrationseisberge im Untergrund ahnen. Der 85-jährige Opa im Rollstuhl gehört noch dazu, wird etwas rau, doch herzlich behandelt, wie ein Haustier gestreichelt und getratzt.
Für sensationslustige Touristen muss allerdings mehr geboten sein. Also spielt man Heimattheater und dann, noch professioneller, Heimatschnulze „Heidi". Gabi Butz hat ein Händchen für das Stück. Rührseligkeit lässt sie erst gar nicht aufkommen. Zügig gleitet die Bauernkomödie über Parodie, Satire in die Farce und endet abrupt - ernst und nachdenklich.
Betroffenheit, wo eben noch gelacht: als der Vater den Aschenbecher absichtlich auf den Teppich kippt und die Mutter hysterisch hyperventiliert, als Tochter Anna sich plötzlich auszuziehen beginnt und die gute Stube zur Peepshow mutiert, als der Opa beim Auszug aus der Idylle genauso wie die schweren Möbel zurückgelassen wird. Der neue Reichtum zeigt seine Früchte als Blitzlicht, ohne erhobenen Zeigefinger.
So kommt Köbelis holzschnittartige Parabel über den Wandel der Zeiten in der Nikola-Inszenierung voll zur Wirkung. Bayerische Schwerfälligkeit wandelt sich in gespreiztes Bühnendeutsch, dann in ein süßliches Märchenerzählen aus der Tonkonserve zum Pantomimenspiel. Die solide Bauerafamilie wird zur Groteske, der Bauer zum Trunkenbold, weil ihm die Befriedigung durch eine „richtige" Arbeit fehlt. Sprachlosigkeil eskaliert.
Mit Sonja Trompke (Mutter), Josef Reindl (Vater), Alexander Hell (Sohn) und Sabine Stindl (Tochter) ist die Familie bestens besetzt. Rainer Weiher meistert seinen Part als seniler Großvater mit Bravour. Nur die Suppn löst ihn aus seiner prägruftalen Erstarrung, ein gieriges Sabbeln, selbst wenn er vom Enkel nur mit Blumenwasser gefoppt wird. Er muss die Idylle weiterspielen, künftig mit Migranten, während die Familie neue Wege sucht. Die Farce funktioniert. Betretene Irritation am Schluss.

Michaela Schabel