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Theater Nikola Landshut e.V.

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Die Lokalbahn

Die Lokalbahn
Komödie in 3 Akten
von Ludwig Thoma

Volksteater auf hohem Niveau
Nikolaner verlegen Ludwig Thomas berühmte "Lokalbahn" nach Landshut

"Wir leben in Frieden" - weit gefehlt. Die Dornsteiner sind in Aufruhr, wird doch die neue Bahn nicht direkt durch die Stadt gebaut, sondern im großen Bogen um diese herum, damit ein gewisser Fabrikant direkten Anschluss bekommt. Gespielt im Nikolapfarrsaal vor der herrlichen Landshuter Burgkulisse ergeben sich automatisch viele Anspielungen zur Landshuter Politikszenerie, zumal Benno Herrmann in einem kleinen pfiffigen Monolog die anwesenden Landshuter Honoratoren über die Marzlinger Spange - in den drei unterschiedlichen Wagenkategorien versteht sich - einfahren lässt. Dann geht der Vorhang auf.
Bernhard Kühleweins Bühnenbild strahlt in Bayernblau, leuchtenden Gelb- und  warmen Brauntönen. A Freud is hinzuschauen und zuzuschaun, wie die Post abgeht im kleinen spießigen Dornstein. Dreh- und Angelpunkt ist der ehrgeizige Bürgermeister" der zum Bürgerheld' wird, weil er sich im Ministerium angeblich für die direkte Trassenführung stark macht und, schlau wie er ist, opportun auf Gegenkurs geht, als die Bürger infolge eines aufwieglerischen Zeitungsartikels die Hosen voll bekommen und plötzlich auf einen regierungskonformen Kurs einschlagen, um ja keine Geschäftsverluste hinnehmen zu müssen.
In der Inszenierung Benno Herrmanns hat die "Lokalbahn" kein bisschen von ihrer ironischen Prägnanz rund um Ehrgeiz und, Opportunismus verloren. Zusammen mit dem talentierten und engagierten Laienensemble wird Ludwig Thomas "Lokalbahn" erste Klasse. Prall wie im Leben sind , die einzelnen typisierten Charaktere, bayerische Originale, Stammtischkumpane, heftig und holzschnittartig in der Argumentation, allen voran Rudolf Karl als Brauereibesitzer und Lisa Gusel, als verratschte Verwandte. Sabine Wiesner gelingt in ihren kurzen Auftritten ein gewitztes Dienstmädchen. Sonja Trompke gibt eine vortrefflich überkandidelte, blaustrümpfige zuagroaste Pressetante ab und die siebenköpfige Liedertafel schafft mit echt deutschem Volksliedgut schmalzige Ehrung und triviale Sentimentalität: Die Tochter schmachten und der Bräutigam schaut pikiert.
Karlheinz Attenkofer hebt sich da schon ab mit seinem weltmännischem Habitus. Eher klein von Statur - Assoziationen zur Landshuter Politszenerie sind voll beabsichtigt - wirkt er etwas verloren an der Seite seines überehrgeizigen künftigen Schwiegersohns, den Matthias Hoffmann, groß, steif, schnauzbärtig und blutleer als absolute Parodie behördlicher Halsstarrigkeit offeriert. Aber ansonsten ist die Bürgermeisterfamilie mit Gattin (Gabi Butz) und Tochter (Angela Jackermeier) ganz vernünftig. Die Frauen haben eben das Herz auf dem rechten Fleck und die bürgerlichen Lebensweisheiten auf der Zunge, lenken ein, wo die Männer vom Ehrgeiz blind in Sackgassen lau fen. Sympathisch sind sie allesamt: Domstein als kommunales Mini-Schilda. Domstein als Mini-Landshut - das ist die ganz spezielle Leistung der Nikolaner und ihre Hommage an den Dichter, der immerhin zwei entscheidende Jahre seines Lebens in Landshut verbracht hat.
Michaela Schabel

 Zum Wohle der Stadt
Ludwig Thomas Kleinstadt-Komödie "Die Lokalbahn" im Landshuter Theater Nikola   Gleich-zweimal läßt die Liedertafel ihren Herrn Bürgermeister, "der dem Wohle der'Stadt alles opfert, und der sich selber bezwungen hat" hochleben. Einmal für eine Heldentat, mit der er sich zwar brüstet, die er aber gar nicht begangen hat; und schließlich dafür, dass diese angebliche Heldentat doch nur eine schamlose Lüge war.
Mit Friedrich Rehbein, dem rechtskundigen Bürgermeister von Dornstein, hat Ludwig Thoma einen dieser wendigen Politiker erfunden, die stets auf des Volkes Stimmung achten und deshalb alles fü ihr Wahlvolk tun - oder dies zumindest behaupten. Wenn Amigowirtschaft die Volksseele zum Kochen bringt, dann wird Friedrich Rehbein seinem Minister ,mutig und entschlossen die Stirn bieten, damit ein fehlgeplanter Bahnhof doch noch da hingebaut wird, wo er den Dornsteinern nützlich ist. Und auch, wenn er vor dem Minister gar nicht erst zu Wort gekommen ist, wird Rehbein wenigstens daheim den, Maulhelden spielen. Aus seiner verschwiegenen Niederlage darf er wiederum Kapital schlagen, wenn die Stimmung in der Gemeinde allmählich kippt, wenn Triumph und Revolutionsgeheul in Angst umschlagen, weil so eine gottgegebene Obrigkeit halt doch am längeren Hebel sitzt. Dann ist erneut die Stunde des Friedrich Rehbein gekommen, der sich nunmehr als loyaler Untertan zu erkennen gibt und versichern kann, seinem Minister niemals "Grobheiten gemacht" zu haben. Dornstein atmet auf und die Liedertafel singt. Mit Bernhard Kühleweins liebevoll gemaltem Bühnenbild spielt die Geschichte im Theater Nikola vor Landshuter Kulissen, feiert das altbayerische Duckmäusertum im Schatten des Martinsturms und der Burg Trausnitz weißblaue Urstände. Vielleicht ist ja Ludwig Thoma in dieser Stadt, die sich zuweilen rühmt, erzieherisch auf ihn eingewirkt zu haben, eben dem Geist begegnet, der seine Kleinstadt-Komödie durchweht.
Benno Herrmann hat sie im Kostüm der Prinzregentenzeit als Farce inszeniert, mit Figuren, die als ihre eigenen Karikaturen auftreten und damit eine gewisse Zeitlosigkeit reklamieren. Die Darsteller dürfen munter drauflos chargieren, ihre Rollen bis zur Kenntlichkeit übertreiben. Wirklich komische Momente gelingen dem Regisseur dabei mit dem zweimaligen Auftritt der seriösen Herren von der "Liedertafel", begleitet von den Klängen des Bayerischen Defiliermarschs und Schuberts gefühlvoll dargebrachtem "Lindenbaum".
Hannelore Meier-Steuhl