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Theater Nikola Landshut e.V.

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Amanita

Unsere Herbstproduktion 2004

Amanita

von Ingo Sax

Premiere: Samstag, 23. Oktober 2004

Weitere Aufführungen:
Fr. 29.10., Sa. 30.10., Fr. 5.11., Sa. 6.11., Fr. 12.11.,
Sa. 13.11., Fr. 19.11.

Personen und ihre Darsteller:

 
 


 

Amanita Röttger ........................................... Sonja Trompke
Marie, ihre Mutter ........................................ Lisa Gusel
Juliane Pagels ............................................. Gabi Butz
Sven ........................................................ Karlheinz Attenkofer

Verlag: Vertriebsstelle und Verlag
Deutscher Bühnenschriftsteller GmbH, Norderstedt

Bearbeitung und

 
Einstudierung ....................................................... Benno Herrmann
Bühnenbild .......................................................... Markus Wimmer
Kostüme ............................................................. Angela Jackermeier
Maske ................................................................ Katrin Weinzierl
Beleuchtung und technische Gesamtleitung .................. Richard Marx
Tontechnik .......................................................... Hans Kaltenbacher
Bühnenbau .......................................................... Hans Salisco
Anton Seeanner
Harald Wiesner
Requisite ............................................................ Hans Kaltenbacher
Programmheft ..................................................... Birgitt und Benno Herrmann

 


Ingo Sax

1940 in Hamburg geboren zu sein, bedeutete für Ingo Sax: Vater im Krieg, Mutter allein, Evakuierung nach Schlesien und Flucht von dort. Einquartierung in Schleswig-Holstein bei einem Bauern. Rückkehr in ein beengtes Behelfsheim. Steckrübenwinter, selbst gekochter Sirup und Stubbenroden mit dem Großvater. Schon während der Schulzeit wuchs seine Sehnsucht nach der weiten Welt. Er las die Abenteuerromane von Jack London und Joseph Conrad, die seine Träume füllten. Den Wunsch, ebenfalls zur See zu fahren, ließ ihn nicht mehr los. Nach der Mittleren Reife Schlosser zu lernen und anschließend Maschinenbau zu studieren, war deshalb eigentlich konsequent. Als ihn jedoch Fahrensleute über die heutigen Verhältnisse auf See berichteten, musste Sax seine romantischen Träume von der Christlichen Seefahrt begraben. Mit dem Erlebnissen eines Joseph Conrad hatte das nichts mehr zu tun. Aber die weite Welt lockte noch immer, und nach Beendigung des Studiums erlag Sax der Versuchung. Er machte den LKW-Führerschein und beförderte drei Jahre die unterschiedlichsten Waren durch Europa, um auf diese Weise „die Luft der Freiheit zu schnuppern“. Doch diese „Freiheit“ bedeutete vor allem unüberwindlichen Termindruck, der auf dem Rücken der Fahrer ausgetragen wurde.
Eine dieser Touren allerdings sollte Sax´ Leben verändern. Die Erlebnisse seiner frühen Kindheit- der Krieg und die Folgen- hatten seine Fähigkeit zu sprechen erschüttert. Er war Stotterer geworden. Auf einer seiner Fahrten nun nahm Sax einen grauhaarigen Tramper mit, der sich als Psychoanalytiker entpuppte. Dieser Arzt, der aus purem Spaß mit dem Rucksack durch die Lande zog, nahm sich seines Chauffeurs an und kochte dessen Seele aus. Ein befreundeter Schauspieler tat das übrige und bügelte Sax´Sprache auf. Vorbei war die Zeit, als er Schweißausbrüche bekam, wann er jemand ansprechen wollte.



Über das Stück

Mit spannender Behutsamkeit dramatisiert dieses ungewöhnliche Stück die geheimnisvolle Krankengeschichte der jungen Amanita Röttger, die nach dem Tod ihres Vaters seit vier Jahren in einem Schweigen verharrt, das zwischen ihr und der Mutter Marie Röttger um Beistand gebeten, beauftragt die Psychologin und Pastorin Juliane Pagels den Zivildienstleistenden Sven Niemayer, auf die selbstmordgefährdete Amanita aufzupassen. Während die in konventionellen, psychologischen Vorstellungen gefangene Juliane vergeblich um das Vertrauen von Amanita kämpft, gelingt es dem zunächst völlig desinteressierten Sven, das tragische Geheimnis der Kranken zu erkennen, das dazu führt, dass Amanita die Sprache wieder findet und darüber hinaus die Fähigkeit, sich einer lange verdrängten Wahrheit endlich zu stellen.
Es ist ein perfekt aufgebautes analytisches Drama und zugleich eine fesselnde Szenenfolge mit Momenten des Kriminalstücks und einer besonderen Schlusspointe. Es hat ein genau abgestecktes soziales Umfeld, eine außerordentliche psychologische Differenzierung und hohe sprachliche Qualität. (Dr. Karl Veit Riedel)



Was ist Mutismus?

Mutismus ist eine Krankheit der Seele, und sie kann jeden treffen. Bedingt durch eine tief greifende Verletzung der Seele, stellt ein bis dahin völlig normaler Mensch jede Kontaktaufnahme mit der Umwelt ein. Er lebt plötzlich ganz allein auf seinem Privatstern, und seine Mitmenschen stehen hilflos vor diesem Phänomen. Der Kranke schweigt seine Mitwelt tot, und auf jeden Einbruch in seine Welt reagiert er aggressiv. Der Kranke weist sich oder einem anderen eine unverzeihliche Schuld zu, und er hat sich eine Strafe auferlegt, die keinen Freispruch kennt.
Manchmal gelingt es erfahrenen Therapeuten, diesen Panzer aufzubrechen, aber die meisten Menschen verdämmern ihr Leben in psychiatrischen Anstalten. Nichts und niemand erreicht sie mehr. Man kann sie leicht erkennen, denn sie sind dünn, weil ihnen Essen keine Freude bringt, sie gehen langsam, als hätten sie unendlich viel Zeit, und ihr Blick geht in eine unendliche Leere, so, als grübelten sie über ein Problem nach, das auf dieser Welt keine Lösung kennt. Die Chancen für eine Heilung sind so lange gut, wie der Kranke noch Aggressionen zeigt, dann wird jeder Therapieversuch zum Glücksspiel. Der Therapeut muß nämlich haargenau die auslösende Situation finden, und das ist bei einem schweigenden Patienten fast unmöglich. Es sei denn, der Zufall kommt zu Hilfe.

Mutismus: lat. = Stumm
Schweigen, stumm bleiben trotz erworbener Sprachbeherrschung infolge affektiver (gefühlsmäßiger) Erregung und psychischer Überbeanspruchung (Affekt / Aphasie)-kann als totaler Mutismus über Jahre bestehen bleiben.
(z.B. bei der Schizophrenie Jugendlicher Persönlichkeitsspaltung)