„Das Amateurtheater hat sich längst von dem Versuch abgewandt, das Profitheater zu kopieren", sagte Reinhart Hoffrnann vom Theater Nikola bei der Begrüßungsrede. Mit seinen speziellen Erzähl- und Spielarten habe es sich zu einer eigenen Kunstform entwickelt und leiste einen wichtigen Beitrag fur Landshuts Kulturszene. Hoffmann sprach von der Leidenschaft für das Spielen, die Amateure und Professionelle verbinde, von einem gegenseitigen Austausch und „interessanten
und befruchtenden Begegnungen" ohne Vorurteile - und beschrieb damit seinen Wunschtraum für die Landshuter Kulturszene. Doch die Realität sieht anders aus.
Für Amateure gibt es laut den Theaterleitern Dr. Florian Leitl (Theater Konrad), Gerhard Daniel (Theater Hofberg), Reinhart Hoffmann (Theater Nikola), und Antonio D'Auria (MuT) immer weniger bespielbare und finanzierbare Auftrittsmöglichkeiten. Mit dem Gastronomiesterben würden die Wirtshaussälee in Stadt und Umkreis verloren gehen.
Weniger Pfarrsäle stehen zur Verfügung.
Wegen dem Zerfall der Kirchengemeinden stünden immer weniger Pfarrsäle zur Verfügung. Zudem sei deren Mehrfachnutzung ein Problem, erklärte Dr. Florian Leitl mit einem Beispiel aus dem Theateralltag: "Wenn das Theater Konrad am Samstagabend im Pfarrsaal die Premiere aufführt, wird vorher mühsam der Raum zum Theatersaal umgebaut, nur damit die Darsteller direkt nach dem Spiel alles wieder abbauen müssen. Denn am nächsten Tag wird der Raum für ein paar Stunden schon wieder anders genutzt, bevor der ganze Aufwand für die nächste Aufführung wiederholt werden muss.
Ein noch größeres Problem bestehe bei der Einlagerung von Technik, Kostümen und Requisiten. Diese seien bisher bei Privatpersonen an unterschiedlichen Orten gelagert - in einem Radius von Rottenburg bis Gangkofen. Besonders schwierig hatte es das Hofberg Theater: "In unserem Lager in der alten Mädchenschule hat es gebrannt", sagt Spielleiter Gerhard Daniel. „Deshalb mussten wir unsern Bestand komplett aus1agern.” Eine kürzfristige Lösung hat der Bezirk Niederbayern ermöglicht, der derzeit lehrstehende Räume in Schönbrunn zur Verfügung stellt. Aber auch das sei kein Patentrezept: Es brauche einfach meh± Platz, der langfristig nutzbar sei, so die „Bühne Landshut"-Gründer.
Weil die Amateurtheater ähnliche Probleme haben, entstand die Idee des Dachverbandes: Künftig soll gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Durch die enge Zusammenarbeit und den Austausch soll ein Netzwerk entstehen, von dem alle Mitg]ieder profitieren sollen. Mit einer gemeinsamen Nutzung der Ausrüstung werden auch finanzielle Einsparungen möglich. Außerdem möchten die Gruppen durch den Zusammenschlusse die Wahrnehumug und Wertschätzung verbessern.
„Amateurtheater ist gute Ergänzung"
Das sie mit ihrer Kooperation buchstäblich den Startknopf für eine Veränderung gedrükt haben, zeigte der Gründungsabend: Vorher sind die Probleme der Amateurspieler nicht so deutlich bei uns angekommen", bestätigte Landtagsabgeordneter Helmut Radlmeier (CSU) auf LZ-Nachfrage. „Das Amateurtheater ist eine gute Ergänzung zum freien Theater. Es wäre Schade, wenn diese Kulturform in Landshut wegfallen würde."
Diese Einsicht spiegelt auch ein Beschluss des Bildungs- und Kultursenats vom März dieses Jahres wieder. Darin heißt es, die Verwaltung habe bei frei werdenden städtischen Räumen zu prüfen, ob sie für die „Bühne Landshut" vermitet werden können. Weiter wird dem Haushaltsausschuss empfohlen, einen Mietzuschuss fur sie in den Haush1t einzustellen. Das soll aber erst der Anfang sein: Als nächstes braucht es laut Hoffmann eine konkrete Lösung für das Raumproblem. „Und natürlich wollen wir noch wachsen. Dir 'Bühne Landshut' soll Ansprechpartner und Sprachrohr für die gesamte nichtprofessionelle Bühnenkultur sein. Das beschränkt sich nicht nur auf das Theaterspiel."
Für die Leiter der Vier Schauspielgruppen steht fest, dass sie einen wichtigen Beitrag für die städtische Kultur leisten. Als „Bühne Landshut" kämen die vier Theatervereime auf bis zu 8000 Zuschauer im Jahr. Außerdem zähle zum Beipiel das Hofberg Theater zu den ältesten niederbayerischen Laienpielgruppen und könnte wegen
senem Mundarttheater auch als Förderer der bayerischen Kultur angesehen werden. Ähnlich sieht der "MuT"-Verein seine Leistungen: Der Grossteil der MuT Miglieder sei unter 25 Jahre alt. Ihre Förderung steht laut D'Auria im Vordergrund und findet bereits Unterstützung durch die kommunale Jugendarbeit. "Wir sind Landshuter Gruppen und wollen es auch bleiben. Aber wenn wir hier keinen Raum für Proben und Fundus haben, sind wir gezwungen, uns woanders anzusiedel - in unseren Augen ein Verlust für die Stadt." Dabei ginge es nicht um finanzielle Unterstützung, erklärte Hoffmann. Die Vereine würden sich durch Sponsoren, Gönner und den Verzicht auf Gagen selbst finanzieren, was auch in Zukunft möglich sei. "Wir wollen nichts geschenkt", sagte Hoffman, "wir wollen Möglichkeiten."
Buchstäblich auf den Startknopf gedrückt haben die Leiter der Theater Konrad, Hofberg, Nikola und des MuT e.V. (von links) Dr. Florian Leitl, Gerhard Daniel, Reinhart Hoffmann und Antonio D'Auria. Im Hintergrund: der Medien-Partner der Bühne, Thomas Schmalzl, von "mediaMEANS".