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Theater Nikola Landshut e.V.

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Die Schlacht bei Mollwitz

LZ vom 24. April 2006

Die Stunde der Komödianten

Das Theater Nikola behauptet sich diesmal mit “einem Monstrum von einem Stück“

Es gibt Stücke, die bis dato noch nie auf einer Theaterbühne gespielt worden sind. Aus gutem Grund, wie man annehmen darf. Das Theater Nikola hat „Die Schlacht bei Mollwitz“ als Uraufführung in Angriff genommen. Dass es mit diesem „Monstrum von einem Stück“, wie es Autor Herbert Rosendorfer selbst bezeichnete, nicht baden geht, liegt weniger an der Vorlage als an der Inszenierung und ihren Darstellern. Die sorgen mit viel Einfallsreichtum und Spielfreude dafür, dass ein weitgehend vergnügliches Theaterspektakel daraus wird.

Die Komödie mit dem umständlichen Titel „Die Schlacht bei Mollwitz oder Wer hat bei der Uraufführung der Zauberflöte die zweite Flöte geblasen?“ greift eine Theorie Rosendorfers auf, die sich um Preußenkönig Friedrich II. dreht. Unter der Präambel „Was noch in keinem Geschichtsbuch stand und auch nie zu lesen sein wird“, ist das Publikum gehalten, seine Phantasie spielen zu lassen. „Sie werden sie brauchen!“, warnte Theaterleiter Reinhart Hoffmann bei der Premiere am Samstagabend im Pfarrsaal St. Nikola.
Kern der Handlung ist eine Verwechslungstheorie: Nach der Schlacht bei Mollwitz am 10. April 1741, bei der Österreich entgegen erster anderslautender Meldungen irgendwie doch noch gegen die Preußen gewannen, sei der Preußenkönig in der Festung von Oppeln, die von ungarischen Husaren besetzt war, gefangengenommen worden. Der flötenspielende Friedrich sei aufgrund frappierender Ähnlichkeit durch den österreichischen Leutnant Diodat Chaos ersetzt worden, den man schließlich zurück nach Preußen schickte. Nicht ohne zumindest versucht zu haben, ihm ebenfalls das Flötenspiel beizubringen. Dass es sich um den falschen Friedrich handelte, habe keiner gemerkt, denn der sprach fortan nur noch Französisch.
Der echte Friedrich wird in Rosendorfers Stück Theaterintendant in Linz und schließlich Flötist am Theater an der Wieden. Sein Zeitgenosse Emanuel Schikaneder habe für dieses Theater die „Zauberflöte“ geschrieben – damit wird die Erklärung für den Untertitel geliefert: dass tatsächlich der echte Friedrich II. bei der Uraufführung die zweite Flöte blies. Wo Herbert Rosendorfer in seinem historischen Pseudo-Exkurs drauflos fabulierte, kann die ideenreiche Inszenierung gut mithalten. Reinhart Hoffmann, der sich laut eigener Aussage „zu 98 Prozent“ an den Umfang der literarischen Vorlage gehalten hat, erscheint als Moderator. Angesichts der verwickelten Handlung und der Fülle geschichtlicher Daten ist dieser ebenso notwendig wie zwei weitere befrackte Erzählerinnen. es geht zum einen an den Wiener Hof, wo eine monströse Maria Theresia (zum Kugeln: Rudolf Karl) sich von einem fliegen-
fangenden Franz Stephan (schön verschroben: Josef Reindl) umwerben lässt. Ein anderer Schauplatz ist das königliche Schloss in Berlin, wo Friedrichs Bruder mit dem Malen von drei Grazien als Akt befasst ist.
Und dann gibt es noch die ungarischen Residenzen, wo man original Ungarisch spricht. Allein die sprachlichen Finessen verlangen den 35 Darstellern einiges ab. Auf eine herzhafte, komödiantische Art albern sie sich in den Historienklamauk so hinein, dass auch der Zuschauer etwas davon hat. Überhaupt ist der Aufwand für diese Inszenierung mit insgesamt 50 Mitwirkenden bemerkenswert. Es gibt, verkörpert von den „Scholaren“. sogar ein richtiges Orchester. Ein Stück, das permanent der Moderation bedarf, kann anstrengend sein. Dank lustiger Regieeinfälle, einer originellen Kulisse und der sichtbaren Freude an komödiantischen Übertreibungen ist „Die Schlacht bei Mollwitz“ nicht nur belehrend.

(Rita Neumaier)